Wanderung von Corvara nach La Villa im Gadertal: Der Prahlhans von Corvara
- By Mia
- In Dolomiten
- With No Comments
- Tagged with corvara gadertal la villa
- On 19 Okt | '2015
Die Sagenwelt der Ladiner ist umfangreich und oft wirklich schaurig. Eine der Legenden geht um einen prahlerischen Bauernjungen, der seine Lektion dank einem Oger lernte.
Ich habe mal wieder eine lange Wanderung unternommen in diesen Tagen. Es ging auf eine sechs-stündige und nicht ganz so einfache Wanderung nach Corvara. Ganze 16 km lagen vor uns, denn ich war wieder einmal mit Maria und ihrem Mann unterwegs. Ihr Sohnemann war an diesem Wochenende bei Freunden.
Das Auto haben wir in Corvara gelassen und sind entlang des Gader Baches in Richtung La Villa gestiefelt. Kurz vor der kleinen Ortschaft, bei Verda, haben wir dann die Hauptstraße überquert und sind dann nach Funtanacia gewandert. Durch Wiesen hindurch erreicht man nach einer gewissen Zeit Plaön. Kurz darauf kommen wir zur Sponata Hütte.
Hier geht der Weg wieder nach unten und wir gelangen zum Sompunt See nahe der Dörfer Paracia und Ciaminades. Als wir endlich bei der Pfarrkirche von Badia anlangen, machen wir eine Pause. Man muss ja nicht übertreiben und es soll ja auch Spaß bringen.
Hier sitzen wir in der Herbstsonne und Walter erzählt uns von dem jungen Bauernjungen, der ein Stelldichein mit dem Oger hatte.
Er war ein Prahlhans, er hatte vor nichts Angst und konnte alles. Der Orco de Col Maladet ist ein menschenähnliches Wesen, ein ‚Menschenfresser‘. Das Wort stammt übrigens aus dem französischen und kommt zum Beispiel im Däumling vor.
In unserem Falle allerdings lebte dieser Oger in den Hügeln von La Villa und Corvara. Natürlich hatte der junge Bauer keinerlei Angst vor dem Ungeheuer und so erstieg er den Col Maladet furchtlos, wollte seinen Mut unter Beweis zu stellen. Doch der Angst einflößende Oger lachte sich eines ins Fäustchen und nahm den mutigen Bauernjungen in seine Hand und hielt ihn die ganzen Nacht über die Berge in die Lüfte. Irgendwann gab der Junge auf und betete und segnete sich selber. Erst dann, als er selber klein beigab, wurde er vom Oger frei gelassen und kehrte voller Schande und blauer Flecken wieder heim. Die Moral der Geschichte? Ganz klar: nicht immer mit sich selber zu prahlen.
Nach so einer schaurigen Geschichte ging es dann aber weiter. Hinter der Kirche geht es dann nach Oies mit dem Geburtshaus des ersten südtiroler Heiligen, Josef Freinademetz. Wir besichtigen es jedoch nicht und gehen direkt auf dem Wiesenweg weiter. Es geht vorbei an mehreren Höfen, dem Sottrù, Craciorara und dem Cianins. Später reichen wir dann wieder La Villa und von da aus ist es dann nicht mehr so weit bis nach Corvara.
Ich bin geschafft nach dieser langen Wanderung. Maria ebenfalls, Walter erscheint frisch als wäre er gerade aus dem Kaffeehaus gekommen. Irgendwie ungerecht… aber ich merke, dass ich nach so langer Zeit Wandern doch wesentlich fitter bin, als ich es war bevor ich anfing. Und mir tut die frische gute Luft gut, das mit der Natur eins werden und die gute Gesellschaft natürlich.
Die Wanderung ist lang, hat aber nur ca. 300 m Höhenunterschied und ist mehr als lohnenswert.
Fotos:
von Unterillertaler (Eigenes Werk) [GFDL oder CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons
von myself (my photograph) [GFDL, CC-BY-SA-3.0 oder CC BY-SA 2.5-2.0-1.0], via Wikimedia Commons