Ein uralter Brauch: das Scheibenschlagen
- By Mia
- In Allgemein Kultur
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- On 23 Feb | '2018
Der Alpenraum ist definitiv eine Gegend, in dem altes Brauchtum gar nicht alt ist. Es wird immer noch praktiziert und es ist Teil der Kultur. Dazu gehört auch das Scheibenschlagen am ersten Sonntag nach Karneval.
Der erste Sonntag in der Fastenperiode, die von Aschermittwoch bis Ostern anhält, wird einem alten Brauch gefrönt: dem Scheibenschlagen. Erstmals erwähnt wurde dieser Brauch aus einem nicht erfreulichen Anlass: 1090 wurde durch das Schlagen der brennenden Scheiben ein Gebäude des Klosters Lorsch – eine Benediktiner Abtei im Hessischen in Deutschland – in Brand gesetzt. Daran sieht man, dass es kein Brauch aus den Alpen alleine ist, sondern weit verbreitet war.
Dieser Brauch diente zur Vertreibung des Winters, der dunklen Dämonen, der Finsternis und der Kälte. Durch das Feuer wird die Liebe und die Fruchtbarkeit symbolisiert. Es ist eine Art Beschwörung für eine gute Ernte im neuen Jahr.
Schon die ganze Woche vorher bereiten junge Männer die Scheiben dafür vor. Es sind runde, ca. fingerdicke Scheiben, etwa so groß wie ein kleiner Frühstücksteller. Sie haben ein Loch in der Mitte, das später dazu dient, die Scheiben weit zu schlagen.
Dazu wird dann vorort ein sogenannter Scheibenbock aufgestellt.
Vor dem Werfen wird die Scheibe in einem Feuer glühend gemacht. Dadurch, dass die Scheibe dann geschwungen wird, wird das Glühen noch verstärkt.
Am Sonntag wird dann fleißig Brennmaterial auf einen Berg gebracht, von wo diese Scheiben weit ins Land geschossen werden sollen. Dazu werden hohe Stangen aufgestellt, die kreuzähnlich sind und mit Stroh umwickelt. Diese Stangen werden unterschiedlich benannt: Hex, Kasfängga, Larmstangen und anders.
Beim Schießen geht es dabei, dass sie gut abgeht und sauber weit fliegt. Das bringt dem Werfer Glück. Dazu gibt es Reime bzw. Gesänge wie ‚Oh, Reim, Reim, wem soll dia Scheib‘ sein?‘ Dabei scheint jede Region, jeder Ort seine eigenen traditionellen Sprüche und Reime zu haben.
In Österreich gehört das Scheibenschießen sogar zum Kulturerbe. Obwohl es dort nicht mehr so viele Gegenden gibt, wo es praktiziert wird.
Ich habe mir das Scheibenschießen im Vinschgau angesehen. Deswegen bin ich extra über Nacht geblieben, weil es im Dunkeln gemacht wird. Somit sieht man die Feuerscheiben wunderbar und man hat den Eindruck, der Berg spukt Feuer. Ein wirkliches Spektakel, ein sagenhaftes Erlebnis.
Nächstes Jahr würde ich gerne wieder das Scheibenschießen sehen, doch dieses Mal dann direkt vom Berg, um die jungen Werfer bei der ‚Arbeit‘ zu sehen.
Das Risiko ist natürlich der Brand. Ausgedörrtes Buschwerk oder gar Häuser können gefährdet sein. Doch denke ich, dass heute die Feuerwehr da nur die passenden, feuersicheren Orte erlaubt.